Mein individuelles urbanes Mobilitätskonzept

In der Großstadt anders mobil zu sein als mit dem Auto. Geht das überhaupt?

Konzepte gibt es ja genug. Ich werde sie jetzt ausprobieren.

Für den Weg zur Arbeit, zum Einkaufen und für den Kneipenbesuch am Abend nutze ich nun das Fahrrad. Damit bin ich in der Stadt beweglich, schnell und habe keine Parkplatzsorgen mehr. Gibt es etwas zu transportieren, kann ich auf Car-Sharing zugreifen. Und über die Wintermonate oder bei Regenwetter geht's auch mal mit dem Bus.

Nun kann sie losgehen, die neue urbane Mobilität - ohne eigenes Auto.

Die Vorarbeiten dafür sind. Lies selbst!


Etwas muss anders werden in unseren verstopften Städten. Ich werde meinen Teil dazu jetzt beitragen.


Das Auto ist weg

Auch mein Smartie kommt weg
Auch mein Smartie kommt weg

Außerhalb der Großstadt bin ich schon lange mit der Bahn gefahren.

Für den Weg zur Arbeit verwende ich bereits das Fahrrad.

Und doch hatte ich noch einen eigenen Wagen.

Mein letztes Auto war klein und ein treuer Weggefährte, den ich meist bei schlechtem Wetter oder längeren Wegstrecken nutzte

Doch es hat ganz ordentlich gekostet:

Alleine der Wertverlust: 6.000€. Ganz schön viel für einen Kleinwagen. Dazu 1.000€ für Versicherung und Steuern, 2.000€ für Service, 2.600€ für Parkplatzmiete und 3.000€ für Benzin. 

Für die insgesamt 40.000km, die ich mit dem Wagen in den letzten vier Jahren zurück legte, musste ich also insgesamt 14.600€ berappen. Das waren durchschnittlich 3.650€ pro Jahr oder 36ct/km! Das ist viel für einen Kleinwagen, finde ich.

Und in der Zeit hat der Wagen ca. 1,5 Tonnen CO2 in die schon so dreckige Großstadtluft gepustet. Und Lärm produziert.

Aber ich habe ihn immer öfter stehen gelassen und das Fahrrad benutzt. So war der letzte Schritt gar nicht schwer: er ist weg, verkauft.

Das eingesparte Geld kann ich für andere Arten der Mobilität ausgeben. Und vom Verkauserlös ein neues Rad kaufen.

Ich bin schon sehr gespannt, ob mein Plan aufgeht.

Mein neues Urban Bike

Mein altes Rad gebe ich bei Stilbruch ab.
Mein altes Rad gebe ich bei Stilbruch ab.

Mein altes Treckingrad war schon alt und viel allmählich auseinander. Es hatte fast dreißig Jahre auf dem Buckel.

Manche rieten mir, es wieder flott zu machen. "So ein Rad bekommst du heute gar nicht mehr". Das mag sein und es hat mich auch nie im Stich gelassen.

Trotzdem wollte ich meine neue urbane Mobilität nicht mit einem so alten Trecker beginnen.

Die Frage, wohin mit dem alten Gaul, machte mich zunächst ratlos. Die Fahrradhändler wollten es nicht haben, im Internet haben einschlägigen Foren geraten, dass Rad einfach an einem öffentlichen Ort abzustellen. Allen Ernstes: diese Menschen meinen, damit ein gutes Werk zu tun! Nicht zu fassen.

So etwas wollte ich meinem altgedienten Rad nicht antun!

Schlussendlich kam es zu Stilbruch, einem Tochterunternehmen der Hamburger Stadtreinigung, die sich der Dinge annehmen, die der eine nicht mehr braucht, ein anderer aber für wenig Geld weiter verwendet. So bekommt mein Rad hoffentlich ein weiteres Fahrradleben bei einem lieben Menschen geschenkt.  

Mein neues Urban Bike
Mein neues Urban Bike

Damit die urbane Mobilität Spaß bringt, habe ich mir ein neues Fahrrad zugelegt: ein neues Stadtrad.

Es ist wunderschön!

Superschnell im Antritt und geht dank Riemenantrieb ab wie Schmidts Katze.

Klein und sehr beweglich in der Stadt.

Mit einer Hand trage ich es hinauf in den 5. Stock, denn aufbewahrt wird das gute Stück in meiner Wohnung.

Mein Schindelhauer Thin Bike.

Du weißt doch:  Männer lieben Technik.

 

 

Mein neues Schloss: Kryptonite Evolution Mini 5
Mein neues Schloss: Kryptonite Evolution Mini 5

Natürlich habe ich Bedenken wegen der vielen Diebstähle in Hamburg.

Ein unangenehmer Effekt: Ich lasse das neue Rad noch nicht so gerne unbeaufsichtigt irgendwo stehen. Mein Händler fährt das gleiche Modell wie ich und meint, seinem Rad sei bisher noch nichts geschehen. Er glaubt an das Gute im Menschen. Trotzdem hat sein Schloss die höchsten Sicherheitsstufe.

Das habe ich jetzt auch. Ein Kryptonite Evolution Mini-5. Es wiegt 1,4kg und soll gegen Zange und Bolzenschneider sicher sein, einer Flex ein paar Minuten Stand halten. Ein Kryptonite Schloss kann man registrieren lassen und bei erfolgter Registrierung soll das Rad versichert sein. Das habe ich gemacht.

Aber das war mich noch nicht genug. Ich habe das Rad zusätzlich bei der ARAG gegen Diebstahl versichern lassen. Das ist zwar teurer als die Vollkasko meines Smarts, gewährt aber im Falle des Diebstahls den Ersatz zum Neupreis ohne Wenn und Aber. Hoffentlich. Auf einen Versuch möchte ich es am liebsten gar nicht ankommen lassen.

Eine Sicherungslösung von Hexlox
Eine Sicherungslösung von Hexlox

Ich möchte aber noch mehr für die Sicherheit des Fahrrades tun. Wie leicht kann man Vorderrad, Hinterrad und Sattel vom Rahmen lösen. Sie sind nur mit einfachen Schrauben am Rahmen fixiert. Das kompakte Kryptonite-Schloss sichert nur den den Rahmen, der Rest bleibt ungesichert.

Klar, man kann zusätzliche Schlösser mitführen oder Kettenschlösser verwenden, die Vorder- und Hinterrad mit verschließen. Aber dann trage ich Schwergewichte mit mir rum. Ziemlich blöd.

Aber es gibt zwei ziemlich pfiffige Ideen, die kurz vor der Markteinführung stehen: 

  • Spyke: anstelle der Mutter wird eine Verschlussmutter verwendet, die mittels Buchstabencode gesichert ist. Sie soll nicht zerstörbar sein und würde so mein Hinterrad und die Automatik (SRUM) sichern. Ein Start-Up Unternehmen vertreibt die Nuts von Berlin aus. Ich werde versuchen, eine Mutter zu erwerben.
  • HexLox: ein kleiner Einsatz sichert die Imbus-Schrauben, die Vorderrad, Lenker und Sattel fixieren. Eine unauffällige Sicherung, ein sehr smartes Konzept. Das Start-Up Unternehmen befindet sich im Aufbau, aber bald sollen die Sicherungen lieferbar sein. Schindelhauer will mit HexLox zusammen arbeiten. Das hört sich doch vielversprechend an!
Ich bleibe dran. 

Ich habe mich auch schon bei Car2Go angemeldet.

Es war ganz einfach:

  • Online registrieren
  • einmal den Führerschein validieren lassen
  • und ab geht die Post. Smart fahren kann ich ja schon :-)
  • eine erste Fahrt habe ich gemacht. Reservieren war leicht, nur beim Beenden der Miete hatte ich meine Probleme mit der Ablage des Schlüssels. Es muss nicht der Schlüssel abgelegt werden, sondern die kleine Plakette am Schlüssel. Aber nun weiß ich, wie es geht.

Den öffentlichen Nahverkehr will ich - vor allem in den Wintermonaten (November -  Februar) auch benutzen.

Bus oder Bahn zu fahren, ist in Hamburg in den letzten Jahren immer besser geworden. Leider ist eine einfache Fahrt doch recht teuer. Mit Wochen- oder Monatskarten ist es erträglicher.

Ein Negativpunkt ist, dass man immer Kleingeld parat haben muss. Bezahlen mit Scheinen - oft Fehlanzeige. Und das Zahlen mit EC Karten ist nur möglich, wenn zuvor Geld aufgeladen wurde. Liebe HVV, das nervt!

Aber man kann sich beim HVV registrieren lassen. Ist das geschehen, kann man ein Ticket Online oder über App kaufen. Es wird ein Konto belastet und erst abgebucht, wenn mehr als 40€ verfahren sind. Sonst einmal im Monat. Das geht über Lastschrift vom Girokonto oder über die Kreditkarte.

Das ist doch praktisch!

Deshalb habe ich mich beim HVV registrieren lassen.

Ich habe zwar ein schönes, neues Urban Bike, aber gelegentlich werde ich sicher einmal auf ein StadtRAD zurück greifen wollen. Sei es, um nur einmal in die Innenstadt zu radeln. Dort mag ich mein Rad nicht so gerne abstellen.

Die Nutzung eines StadtRades ist für eine halbe Stunde kostenfrei. Danach kostet es mich als BahnCard-Besitzer 6ct/Minute. Das ist weit günstiger als ein Car2Go, der ja 29ct/Min. kostet.

Und nun werde ich meine Erfahrungen sammeln und darüber berichten.

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Kommentare: 1
  • #1

    Felix (Mittwoch, 30 November 2016 13:20)

    Hallo Michael,

    interessanter Beitrag und zumal ein guter Gedankenanstoß für viele Großstädter unter uns.

    Was an der ganzen Sache nicht ganz außer Acht gelassen werden sollte, ist die Tatsache, dass viele Großstädte mit akutem Parkplatzmangel sowie überfüllten Straßen keine ausreichenden Möglichkeiten bieten, als Fahrradfahrer ohne großer Unfallgefahr durch u.a. Hauptstraßen zu fahren.

    Andere Städte kommen dem mit sogenannten Radschnellwegen entgegen. Was ich hier jedoch befürchte, ist eine ansteigende Überfallgefahr. Als Autofahrer bleibt man "relativ" geschützt und kann die Türen verriegeln. Auf einem Radschnellweg sehe ich das anders, man denke an den ganzen Pendlern, welche morgens oder abends unterwegs sind.

    Das Prinzip von "Car Sharing"-Diensten ist eine ganz gute Idee. In der Praxis haben sich jedoch ein paar Tücken herausgestellt. Diverse "Car Sharing"-Anbieter bieten eine App an, auf der nächstgelegene freie Autos gelistet werden. Um jetzt auf das Thema "Urbane Mobilität" zu sprechen zu kommen, gerade in Ballungszentren der Innenstädte sind solche Autos meistens belegt und decken bei weitem nicht den Bedarf, um Autobesitzer vom Autobesitz abzubringen.

    Und hier möchte ich glatt sagen, dass die "Distanz die Musik spielt". Wenn ich mich in die Lage eines Harburgers in Hamburg versetze, kann solch ein Konzept Sinn machen. Die Anbindung an die Innenstadt ist mit dem Auto einfach idealer, als die mit dem "Öffis". Man leiht sich das Auto aus, fährt durch den Elbtunnel und ist in der Innenstadt zum Arbeiten, Einkaufen, etc. pp. Problem, welches entstehen kann, wäre die Notwendigkeit, sich das Auto reservieren zu lassen, was dem Grundgedanken vom "Car Sharing" widerspricht. Sprich, die Rückfahrt wird im ungünstigsten Fall ohne dem Leihwagen erfolgen.

    Das Konzept "switchh" in Hamburg kommt den Benutzern des HVV eher entgegen. Man zahlt einen kleinen Aufpreis von 10,-€ (Stand: 11/2016) auf den Preis der Abo-Fahrkarte und kann das Angebot nutzen.

    Last but not least sehe ich für die kommenden Jahre keine großartige Änderung. Für viele ist die Distanz zwischen Zuhause und Arbeitsstelle zu groß, um ernsthaft mit einem Fahrrad zu fahren. Allein die Anstrengung sollte zu groß sein. Die Anschaffung eines E-Bikes sollte viele - vor Allem Junge - preislich abschrecken. So bleibt die Mehrheit bei der reinen Nutzung der öffentlichen Nahverkehrsmittel, welche ohnehin in den Kernzeiten oftmals überfüllt sind. Randgebiete werden wahrscheinlich weiterhin das Auto bevorzugen.

    Weiterhin viel Erfolg beim Radeln,
    Felix